Totenmesse Verdis, gesungen von den vier »Besten der Welt«

Foto: Armin Lerch

Konzert: Philharmonisches Orchester Aschaffenburg spielt am 14. Oktober Giuseppe Verdis »Messa da Requiem« – Gedächtniskonzert für verstorbenen Stefan Claas

Main-Echo | 11.10.2023 | ROSALIE SPENGLER

KLINGENBERG/ASCHAFFENBURG. Alle Augen sind auf Michael Millard gerichtet, dem künstlerischen Leiter des Philharmonischen Orchesters Aschaffenburg. Mit seinem Dirigentenstab gibt der gebürtige Brite seinen Musikern den Takt vor – auf das ungeschulte Auge wirkt es fast wie ein Tanz. Nach und nach stimmt das Orchester mit ein, Giuseppe Verdis »Messa da Requiem«, die Totenmesse, erklingt.

Der große Saal der Firma WIKA in Klingenberg (Kreis Miltenberg), den eigentlich die dort Beschäftigten für ihre Mittagspause nutzen, ist diesmal von klassischer Musik erfüllt. Denn das Philharmonische Orchester Aschaffenburg nutzt den Saal neuerdings als Proberaum – am vergangenen Wochenende beispielsweise für den Auftritt von Verdis »Requiem« am Samstag, 14. Oktober.

Gedenken an Stefan Claas

Bereits im Februar 2019 habe der Philharmonische Verein mit dem in der Aschaffenburger Musikwelt bedeutenden Stefan Claas vereinbart, dass er die Einstudierung für das »Verdi-Requiem« mit seinem Kammerchor Ars Antiqua und Gastsängern übernimmt, erzählt der erster Vorsitzende Carsten Schumacher. Doch im November 2021 starb Stefan Claas. Nun wolle der Verein mit der Aufführung am 14. Oktober an den Chorleiter erinnern.

Der große Raum der WIKA eigne sich mit den hohen Decken gut für die Proben des Orchesters, erklärt Carsten Schumacher: »Das Orchester braucht einen Raum mit gewissem Volumen, dass sich der Klang im Raum entfaltet und die Musiker daran arbeiten können.«

Zudem hat sich das Orchester für die Vorstellung vergrößert: Statt wie üblich 50 Musiker kommen für Verdis »Reqiuem« die besten 70 Musiker aus der Region zusammen. Eine Besonderheit, denn sie spielen in dieser Zusammenstellung nur fünfmal im Jahr zusammen. Dazu kommen ein Chor sowie vier Solisten aus dem Opernstudio der Oper Frankfurt – »die besten Nachwuchssänger der Welt«, wie Carsten Schumacher betont.

Nombulelo Yende, Sopranistin aus Südafrika, Cláudia Ribas, Mezzosopranistin aus Portugal, der mexikanisch-spanische Tenor Abraham Bretón sowie der britische Basso Simon Bailey bilden am kommenden Samstag das Star-Quartett, das die Stadthalle Aschaffenburg mit ihren Stimmen füllen wird. Allerdings probte vergangenen Sonntag im WIKA-Saal lediglich das Orchester – weit und breit keine Sänger in Sicht. Völlig normal, erklärt der Vorsitzende Schumacher: »Die Struktur ist immer gleich: Es gibt ein Probenwochenende vor dem Konzert. Samstags proben zunächst drei Stunden die Streicher, anschließend drei Stunden die Bläser. Erst am nächsten Tag, also Sonntags, kommen Streicher und Bläser zusammen und spielen sechs Stunden.«

Herausforderungen

Ein Tag vor dem großen Auftritt treffen Orchester, Chor und Solisten erstmals zur Hauptprobe aufeinander. An diesem Samstag, wenige Stunden vor dem Konzert, ist die letzte gemeinsame Generalprobe.

Gisela Schneider ist die stellvertretende Konzertmeisterin und spielt im Orchester die erste Violine, Bernd Schneider spielt das erste Fagott. Das Ehepaar weiß, welche Herausforderungen auf sie zukommen: »Man spielt in einer Gruppe, in dem Fall von zwölf ersten Geigen, und wir müssen den gleichen Klang, die gleiche Artikulation finden«, erklärt Gisela Schneider. »Gerade in den großen Besetzungen haben wir noch nicht so oft zusammengespielt und da ist es die sehr große Herausforderung innerhalb kürzester Zeit eine Einheit zu bilden.«

»Im Vergleich zu einem etablierten Orchester haben wir nur die Projektphasen mit den wenigen Proben«, fügt Bernd Schneider hinzu. »Da ist die Schwierigkeit in kürzester Zeit so zu tun, als wären wir ein Orchester, dass sich jeden Tag zur Probe trifft und sich gut kennt.«

Auch spielerisch sei das Werk eine Herausforderung. »Was mich selber betrifft, ich habe selten so viel solo gespielt wie in diesem Requiem. Da muss man von vorne bis hinten permanent da sein.«


Kein leichtes Werk

Dirigent Michael Millard bestätigt die Schwierigkeit von Verdis Totenmesse: »Das Werk ist sehr kompliziert. Es sind sieben Teile, die irgendwie zusammenhängen, aber sie sind in völlig anderen Tonarten. Was ich von den Musikern fordere, ist, einen Faden, der durch das Stück geht, beizubehalten.«

Vor allem der zweite dieser sieben Stücke fordere höchste Konzentration – und Durchhaltevermögen. Denn das zweite Stück beinhalte 13 weitere, kleine Teile, erklärt Millard. »Ich gehe von 75 bis 80 Minuten aus. Allein der zweite Teil dauert über 30 Minuten. Alle haben etwas darin zu tun.« – Darauf freuen sich Gisela und Bernd Schneider am meisten, wie die beiden einwerfen. »Es ist unglaublich energetisch«, begründet Gisela Schneider die Vorfreude. Dass der der erste und zweite Teil der sieben Stücke zusammen länger als die restlichen fünf dauere, habe Giuseppe Verdi allerdings gut gemacht, merkt Michael Millard an. »Am Anfang verträgt man mehr, dann wird es kürzer und spannender.«

Am Samstag, 14. Oktober, ist von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Aschaffenburger Stadthalle Verdis »Messa da Requiem«, der Totenmesse lauschen, in voller Orchester- und Chorbesetzung zu erleben.

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Künstlerisch brillant und emotional packend

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