Gefühlvoller Bombast

Konzert: Philharmonisches Orchester Aschaffenburg spielt Stücke von Antonín Dvorák

Main-Echo | 2. Oktober 2023 | MAXIMILIAN JOHN

ASCHAFFENBURG. Symphonische Konzerte sind immer etwas Besonderes. Allein die Größe des Orchesters hebt sie schon ab von vielen anderen Konzertformen, sei es Pop-, Jazz- oder auch ein Kammermusik-Konzert. Töne, die so klar und ohne Verstärkung den Raum erfüllen, sorgen für ein Gefühl, das sich außerhalb der Konzertsäale der Welt nur selten einstellt. Die Musik kann auf eine ganz eigene Art ergreifen, mitreißen und aufwühlen. Und genau das tat sie am Samstagabend in der Stadthalle Aschaffenburg. Unter der Leitung des Dirigenten Michael Millard spielte 
das Philharmonische Orchester Aschaffenburg zwei der wichtigsten Werke des tschechischen Komponisten Antonín Dvorák.

Der Abend war Teil der 
Reihe »Komponisten kennenlernen« des Philharmonischen Vereins Aschaffenburg. Johannes Möller führte mit einleitenden Erklärungen durch den Abend. Er verband die gespielten Stücke geschickt mit Dvoráks Biografie und ordnete die Werke in den Kontext der Zeit ein. Leider waren für das Verständnis der Erklärungen teilweise schon gehobene Grundkenntnisse klassischer Musik notwendig.

Doch diese spezifischen Erklärungen machten nur einen kleinen Teil der Moderation aus. Der Rest half auch Laien dabei, die Musik emotional auf sich wirken zu lassen. Das galt insbesondere für das Cello-Konzert (h-moll op.104). Einen Teil des Konzerts schrieb Dvorák, nachdem der Komponist erfahren hatte, dass seine Schwägerin, in die er unglücklich verliebt war, erkrankt war. Zum Ende hin wird das Werk immer leiser, wie ein letztes Ausatmen. Insbesondere die zweite Hälfte des Konzerts trägt eine diffuse Melancholie und Trauer in sich, die sich gegen Ende entlädt. Aber eben nicht in Bombast, sondern in Ruhe.

Der Philosoph Arthur Schopenhauer beschrieb Musik als Ausdruck des reinen Gefühls. Und in diesem Konzert ließen Komponist und Orchester die Zuhörer diese Gefühle auf sehr intensive Art und Weise spüren. Die Musik schaffte es, auf dieser tiefen und emotionalen Ebene zu überzeugen.

Dabei half, dass der Solist Jakob Spahn von der Bayerischen Staatsoper in München nicht nur technisch auf einem sehr hohen Niveau, sondern auffallend leidenschaftlich spielte. Die Leidenschaft war nicht nur hör-, sondern auch sichtbar. Er schien die Musik tief in seinem Innersten zu spüren und gab sie über sein Instrument an die Zuhörer weiter. An einem durchweg gelungenen musikalischen Abend schaffte er es, noch einmal deutlich hervorzustechen.

Inspiriert von Ureinwohnern

Neben dem Cellokonzert spielte das Orchester die Ouvertüre »Meine Heimat« und Dvoráks neunte Sinfonie, die den Titel »Aus der neuen Welt« trägt. Letztere schrieb Dvorák während seiner Zeit in Amerika, was auch den Titel erklärt. Dabei ließ er sich von der Musik amerikanischer Ureinwohner und Afroamerikaner inspirieren. Das Ergebnis ist eine sehr abwechslungsreiche Symphonie, die das Orchester an dem Abend überzeugend präsentierte.

Während beim Cellokonzert eher die ruhigen Momente hervorstechen, ist es in der neunten Sinfonie der Bombast, der sich vor allem im Finale im ganzen Orchester entlädt. Die Musik ist im Bauch spürbar. Das feierliche Flair ist mitreißend. Und so konnten gegen 22.30 Uhr, nach rund zweieinhalb Stunden Musik, die Zuschauer auf einen rundum gelungenen Abend zurückblicken, der den ein oder anderen von ihnen sicher zum Dvorák-Fan gemacht hat.

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