»Meine eigene musikalische Sprache finden«

Main-Echo 21.8.2023

Interview: Nachwuchs-Geigerin Anne Luisa Kramb aus Erlenbach gastiert Mitte Oktober in der Alten Oper
HEINZ LINDUSCHKA

© Clara Evens

ERLENBACH. Geboren wurde sie vor 23 Jahren am Bayerischen Untermain und hat sich längst zu einer der besten jungen Geigerinnen in Europa entwickelt. Anne Luisa Kramb setzt in Berlin ihren Erfolgsweg nahtlos fort und wird mit einem ebenfalls hochdekorierten gleichaltrigen Pianisten aus Korea am 15. Oktober in der Alten Oper in Frankfurt auftreten. Im Vorfeld gibt die erfolgreiche junge Musikerin unserem Medienhaus ein Interview.


Sie sind vor vier Jahren an die Hochschule für Musik Hanns Eisler nach Berlin gegangen, um in der Violinklasse von Professorin Antje Weithaas zu studieren. Was bedeutet dieser Schritt für Ihre Laufbahn und Ihr Spiel?

Die Hanns Eisler ist für Musiker, vor allem für Geiger, eine der begehrtesten Ausbildungsstätten weltweit. Für mich bedeutet das auch, Gleichgesinnte kennenzulernen, die die gleichen Ziele und Träume verfolgen, und mit denen ich auf einer Wellenlänge bin. Musikalisch bin ich viel selbstständiger geworden. Antje Weithaas gibt mir keine Antworten, sondern die richtigen Fragen, so dass ich meine eigenen Antworten entdecken kann. Dadurch bin ich auf einem guten Weg, meine eigene musikalische Sprache zu finden und nicht bloß andere zu kopieren. Außerdem ist das kulturelle Angebot Berlins eine große Bereicherung.


Für viele Musikfreunde spielt bei Ihren Auftritten auch die Stradivari von 1724 eine wichtige Rolle, die Ihnen als Leihgabe aus dem Privatbesitz der Familie Wiegand zur Verfügung gestellt wird. Wie wichtig ist dieses Instrument für Sie selbst?

Sehr wichtig! Die Geige ist die Verlängerung meiner Stimme und durch ihre außergewöhnliche Qualität haben sie und ich keine Kommunikationsprobleme, so dass ich mich ganz auf die Inhalte und darauf, was ich vermitteln möchte, konzentrieren kann. Das ist ein großes Privileg, das zu haben ich sehr dankbar bin!


Wer ihren beeindruckenden Erfolgsweg als Violinistin seit Jahren verfolgt, hat den Eindruck, dass sich Ihnen in Berlin in schneller Folge neue Herausforderungen und Chancen bieten. Können Sie konkretisieren?


In Berlin gibt es großartige Möglichkeiten. Seit Mai dieses Jahres bin ich Stipendiatin der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Das bedeutet, dass ich bei Mitgliedern dieses renommierten Klangkörpers Unterricht habe und auch im Orchester bei regulären Konzerten mitspielen darf. Dadurch lerne ich großartige Dirigenten und tolles Repertoire kennen. Das ist eine unglaubliche Chance für mich, und ich freue mich sehr auf die nächste Saison!


Sie werden das sicher sehr oft gefragt: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren, welches Ziel ist Ihnen besonders wichtig?

Momentan mache ich wirklich alles gleichzeitig! Orchester, Kammermusik und Solo machen mir gleichermaßen viel Freude, weshalb mein Ziel ist, diese Flexibilität und Freiheit beizubehalten. Vielleicht werde ich mich in zehn Jahren für einen dieser Wege entschieden haben. Darauf bin ich selbst gespannt.


Viele Musikfreunde am Untermain freuen sich sehr, wenn Konzerte mit Ihnen in der Nähe geplant sind. Am 15. Oktober treten Sie in der neuen Reihe »Debüt« in der Alten Oper Frankfurt auf, zusammen mit dem Pianisten Jeonghwan Kim aus Korea, der wie Sie im Jahr 2000 geboren wurde und – auch da eine Parallele – in seiner Biografie ebenfalls auf eine Reihe hochrangiger Auszeichnungen verweisen kann. Was wird in diesem Konzert zu hören sein und was bedeutet Ihnen dieser Auftritt?

Die Alte Oper Frankfurt war das Konzerthaus, das ich als Kind selbst oft besucht habe. Insofern ist es mir eine besonders große Ehre, in diesem berühmten Saal aufzutreten. Zu hören sein wird ein Programm mit Werken des frühen 20. Jahrhunderts, das Jeonghwan und ich gemeinsam entwickelt haben. Strauss’ Rosenkavalier-Suite wird einer Solosonate von Hindemith gegenübergestellt und von den beiden Ravel-Sonaten ergänzt. Ich freue mich besonders auf dieses Konzert.


Mit Jeonghwan Kim habe ich auch meine erste CD eingespielt, die als Preis des Deutschen Musikwettbewerbs 2022 von Genuin aufgenommen wurde und im Herbst erscheinen wird.

Zur Person:
Anne Luisa Kramb

Anne Luisa Kramb, geboren im Mai 2000 in Erlenbach (Kreis Miltenberg), wo sie mit 17 Jahren ihr Abitur ablegte, studiert seit Oktober 2019 an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Zuvor studierte sie an der HfMDK Frankfurt und an der Kronberg Academy.

Kramb trat mit vielen, renommierten Orchestern auf. Ihre rege Konzerttätigkeit führte sie zum Beispiel zum Rheingau Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern sowie in die Carnegie Hall, die Elbphilharmonie, die Berliner Philharmonie und die Philharmonie Kiew. Im Sommer 2022 wurde die Violinistin mit dem Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn sowie den Sonderpreisen der Fondation Hindemith und des Rotary Club Bonn ausgezeichnet. Ebenfalls erste Preise gewann sie beim Telemann-Wettbewerb in Poznan (Polen), beim Mendelssohn-Wettbewerb in Kronberg sowie beim Bacewicz-Wettbewerb in Lodz (Polen). 2016 war Kramb Preisträgerin im renommierten Internationalen Menuhin-Wettbewerb in London sowie Erstpreisträgerin im Internationalen Spohr-Wettbewerb in Weimar, bei dem sie zusätzlich zwei Sonderpreise gewann.

Mit ihrem Studienbeginn als 19-Jährige an der Hochschule für Musik Hanns Eisler im Jahr 2019 setzt sie ihren Erfolgsweg fort. Als Stipendiatin der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker wird sie auch bei regulären Konzerten dieses berühmten Orchesters mitspielen. Die junge Geigerin ist Stipendiatin mehrerer Stiftungen. Sie spielt auf einer Violine von Antonio Stradivarius aus dem Jahre 1724, die ihr von der Klingenberg-Trennfurter Familie Wiegand (Kreis Miltenberg) zur Verfügung gestellt wird.

Infos zur Künstlerin: anneluisakramb.com.

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